➤ Ganzen Artikel in der Wetterauer Zeitung lesen
Hilfe für Bauern
Mehr Nachhaltigkeit in der Agrarwirtschaft fordert der „Green Deal“ der EU-Kommission. Wie diese Ziele bis 2030 umgesetzt werden sollen, dazu gibt es unterschiedliche Ansätze. Auf dem Hofgut Marloff informierten sich FWG-Bürgermeisterkandidat Cenk Gönül und Engin Eroglu, FWG-Landesvorsitzender und EU-Parlamentarier, darüber, was dies konkret für die Landwirte der Region bedeutet und welche Unterstützung sie von der Politik erwarten.
Der „Green Deal“ sieht unter anderem vor, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren und den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Agrarflächen bis dahin auf 25 Prozent zu erhöhen. Vielen Landwirten ist laut Gönül klar, dass mehr Umweltschutz sein muss. „Wenn die Gesellschaft den Wandel will, muss sie auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Wir brauchen konkrete Vorschläge, wie sich dies auch wirtschaftlich für die Landwirte tragen lässt.“
Ohne Gentechnik
Viele Betriebe gingen mit kreativen Ideen und neuen Ansätzen voran. Das Hofgut von Heiko Marloff sei ein gutes Beispiel. Auf dem Familienbetrieb werden rund 15 Milchkühe für gentechnikfreie Milch gehalten. Außerdem werden Weizen, Hafer, Raps, Zuckerrüben und Mais angebaut. Auf den umliegenden Wiesen wächst das Futter für die Kühe, ein weiteres Feld ist als Blühstreifen ausgewiesen, um die Insektenvielfalt zu fördern. Seit vielen Jahren bietet Christina Marloff zudem die Projekte „Milch“ und „Getreide“ an, mit denen sie Schulklassen und Kindergartengruppen die Themen näherbringt.
Sorgen bereiten Landwirten wie Herwig Marloff Themen wie die Düngeverordnung in Deutschland. Das Problem der hohen Nitratbelastung im Grundwasser werde bisher überwiegend auf die Landwirtschaft abgewälzt. Dabei müssten, so Gönül, im ersten Schritt die Zahl und die Qualität der Messstellen für Nitrat besser werden. So sei die Region Reichelsheim/Friedberg als rotes Gebiet deklariert. Die Messstelle liege jedoch in Friedberg in unmittelbarer Nähe einer alten Mülldeponie.
Kritisch sieht Gönül auch die Marktmacht der Großkonzerne. Hier forderte er im Gespräch mit Eroglu stärkere Unterstützung aus Brüssel ein. „Wir müssen Lösungen finden, die es den Kleinbauern ermöglichen, wirtschaftlich zu arbeiten, indem die Marktführer faire Preise bezahlen.“ Der Schutz der Umwelt sei eines der vordringlichsten Ziele von Politik und Gesellschaft. Mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Situation müsse zum Beispiel der Ertragsausfall ausgeglichen werden, wenn Flächen wegen der neuen Verordnung zur Biodiversität aus der Produktion genommen würden.